Montag, 18. Juni 2007

Picknixen (2)

Nach langer Wartezeit hier endlich der zweite Teil aus der fabelhaften Welt der Picknixen:

Seine Schützlinge und auch alles andere waren schlagartig vergessen und sein Denken kreiste nur noch um das Geschöpf, das sich ihm als „Picknixe“ vorgestellt hatte. Vor Erstaunen vergaß er sogar völlig zu Atmen und plötzlich lag er auf dem Boden, alles drehte sich um ihn und er hörte viele durcheinander sprechende Stimmen. „Lebt er noch?“, „Und was machen wir nun?“, „Na toll Gabrielle, jetzt hast du ihn so erschreckt, dass er das Bewusstsein verloren hat!“,...... Langsam sah er wieder klarer, doch sein Verstand weigerte sich noch immer zu akzeptieren, was er hier gerade erlebte.

Es musste einfach ein sehr lebendiger Traum sein, denn Meerjungfrauen gab es doch nicht wirklich und wenn würden sie bestimmt nicht von ihm entdeckt werden. Doch so lange er auch an die Decke der kleinen Grotte starrte und sich einzureden versuchte, dass er nur träume und nun aufwachen sollte, er konnte einfach nicht aufwachen und ihm wurde es auf dem steinigen Boden auch langsam zu kalt. Also setzte er sich schließlich auf, wobei er jedoch die immer noch diskutierenden Picknixen so erschrak, dass diese wieder in ihrem Teich verschwanden. Nur Sekunden später tauchten sie jedoch wieder an der Wasseroberfläche auf und beäugten ihn neugierig. Gabrielle konnte ihre Neugier jedoch nicht länger bezähmen und bombardierte ihn mit Fragen: „Wer bist du? Was machst du hier? Wie bist du hier her gekommen? Bist du alleine? Kommen noch mehr von deiner Sorte? Warum hast du keine Flosse, sonder diese komischen langen Dinger? Warum läufst du an Land herum? Wo ist dein Teich? Und warum guckst du so komisch?“

Als sie schließlich eine kurze Pause machte um Luft zu holen, rief der völlig überforderte Expeditionsleiter laut: „Stopp! Nicht so schnell!“ Und tatsächlich klappte Gabrielle ihren Mund, den sie bereits wieder geöffnet hatte, wieder zu. „Ich bin ein Mensch, deswegen haben ich Beine und keine Schwanzflosse wie ihr und es gibt auch noch mehr Menschen außerhalb dieser Höhle.“, erklärte er und sah die Picknixen einen Moment abwartend an. Diese blickten ihn jedoch nur stumm und erwartungsvoll an und so begann er zu erzählen wie er zu ihrer Höhle gefunden hätte. Und plötzlich sprang er auf, unterbrach seine Erzählung mitten im Satz und rief erschrocken „Meine Schützlinge, ich habe sie völlig vergessen! ich muss zurück!“ .

Er hatte sich bereits umgedreht und war ein paar Schritte in Richtung Fluss gegangen, als er zögernd stehen blieb und zwischen dem Fluss und den Picknixen hin und her sah. Unschlüssig, ob er zurück zu seinen Schützlingen gehen sollte, die ihn sicherlich schon suchten, oder ob er noch weiter mit den Picknixen reden sollte, blieb er stehen. Doch schließlich siegte die Neugier über die Vernunft und er beschloss nur noch einen kleinen Augenblick bei den Picknixen zu bleiben und noch mehr über sie zu erfahren, denn wann hatte man schon einmal eine Chance wie diese und konnte sich mit so faszinierenden Wesen unterhalten. Also setzte er sich an den Rand des Teichs und erzählte seine Geschichte, welcher die Meerjungfrauen mit großem Interesse gelauscht hatten, zu Ende. „Und woher kommt ihr? Gibt es von euch auch noch mehr und wie seit ihr in diese Höhle gekommen?“ fragte er neugierig und sah die drei an. Wieder war es Gabrielle, die als erste den Mut fand zu antworten: „ Dies sind Merle und Tinkabel und wir leben in dieser Höhle, aber wir können auch jederzeit ins Meer schwimmen, wenn wir das wollen.“ Verwirrt sah der Expeditionsleiter die drei an: „Wie kommt ihr denn von hier in das Meer, das ist doch kilometerweit weg von hier?“ „Durch die Muschel natürlich“, antwortet Tinkabel, als wäre es das natürlichste auf der Welt. Und Gabrielle fügte noch schnell hinzu, dass die Muschel wie ein Tor wäre und sie direkt in die Weiten des Ozeans bringen würde. Dort könnten sie dann spielen und mit den Delfinen schwimmen, doch wenn sie erschöpft wären könnten sie auch jederzeit wieder in ihre Höhle zurück.

Auch Merle hatte nun Mut gefasst und erklärte ihm ausführlich wie es war mit den Delfinen zu schwimmen und auf den Felsen einsamer Küsten in der warmen Sonne zu liegen. Tinkabel beendete die unglaubliche Geschichte, als sie von anderen Meerjungfrauen erzählte. „....und einmal im Jahr an einem bestimmten Tag versammeln sich alle Meerjungfrauen im Ozean und feiern das Leben und die Freiheit.!“ Mit großen Augen und völlig sprachlos sah er die drei ungläubig an. Nach minutenlangem Schweigen stotterte er schließlich: S-s-s-eit i-hr noch öfter hier? K-kann ich euch nochmal besuchen?“ Während er dies sagte stand er langsam auf ohne jedoch den Blick von den Picknixen zu wenden und sah sie fragend an.

Nachdem diese sich kurz besprochen hatten, schwamm Gabrielle an den Rand des Teichs und sagte lächelnd: „ Du kannst gerne wieder kommen, aber du darfst Niemandem von uns erzählen und du musst auch gut aufpassen, dass du immer alleine hier her kommst!“ Etwas zittrig vor Freude, lächelte er die Picknixen zaghaft an und versicherte schnell: „Ich komme bestimmt wieder und ich passe auch gut auf, dass keiner von euch erfährt!“ Langsam ging er zum Fluss zurück, wobei er sich jedoch immer wieder zu den dreien umdrehte. Als er den Spalt in der Wand der Höhle erreicht hatte drehte er sich noch ein letztes Mal um und hob zum Gruß die Hand. Dann stieg er in den kalten Fluss und schwamm wieder zurück in die große Höhle, sammelte seine vorher abgelegten Sachen auf und machte sich auf den Rückweg zu seinen Schützlingen. Draußen war es bereits dunkel und er hatte sich auf dem Weg in die Höhle den Weg nicht gemerkt. Also lief er einfach in eine Richtung und hoffte, dass es die richtige war.

Und schließlich hörte er Stimmen, die etwas riefen, doch erst nach einigen weiteren Schritten in diese Richtung erkannte er, dass es seine Schützlinge waren, die nach ihm riefen. Schnell lief er auf sie zu und als sie das nächste Mal alle in ihrem Klassenraum saßen, wurde er natürlich ausgefragt, wo er denn gesteckt hätte? Doch der Expeditionsleiter grinste nur geheimnisvoll und schwieg. Bald darauf hörte man in der Schule diverse Gerüchte herum gehen, dass er im Schatten eines Baumes eingeschlafen sei, heimlich im Gasthaus Essen war oder sich im Wald verlaufen hätte, doch die Wahrheit erriet niemand. Wie denn auch, denn schließlich gab es Meerjungfrauen ja nur im Märchen ...

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